Gemeinde Dürnau

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Dürnau
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Entstehungsgeschichte

Von der Idee zur Realisation

Im März 1982 musste die international bekannte Glashütte "gralglas" in Dürnau Konkurs anmelden. Viele Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz. Eine Auffanggesellschaft konnte den Betrieb noch einige Jahre weiterführen.
Zu Beginn des Jahres 1987 kam das endgültige Aus. Zwar versuchte man in der Folge noch mehrfach eine Produktion unter Verwendung des renommierten Firmennamens "gralglas" am Leben zu erhalten. Doch alle Bemühungen, die Glasproduktion zu erhalten, scheiterten. Der letzte Versuch endete mit der nun totalen Aufgabe zum Jahresbeginn 1995, zeitgleich mit der Eröffnung dieses Museums.

1987/88 wurde im Dürnauer Gemeinderat erstmals darüber gesprochen, wie die Erinnerung an den einst wichtigsten Gewerbebetrieb des Ortes, die Glashüte "gralglas", wachgehalten werden könnte. Auf Anregung des Gemeinderatsmitgliedes Josef Tomaschko kaufte die Gemeinde bei der Nachfolgefirma Auer von jeder der noch vorhandenen originalen "gralglas"-Garnitur und -Form ein Exemplar. In mehreren Kisten verpackt wurden die Gläser zunächst auf dem Rathausspeicher eingelagert.

Das Museum gewinnt Gestalt

Beim ersten Treffen ehemaliger Gralglasmitarbeiter im Jahr 1991 reifte der Entschluss, ein Museum einzurichten. Beim zweiten Treffen 1993 nahm das Projekt schon konkrete Gestalt an. Im November 1992 hatten 13 Mitglieder den "Förderverein Gralglasmuseum e.V. Dürnau" gegründet. Im Januar 1994 bekam der Verein von der Gemeinde Dürnau die Zusage, dass die Räume im nördlichen Torbau des ehemaligen Schlosses zum Aufbau eines Museums genutzt werden können. Durch die Beiträge der rund 100 Mitglieder, sowie durch viele kleine, aber auch einige sehr großzügige Spenden, wurde die finanzielle Grundlage geschaffen.

Ein harter Kern um den Vorstand Josef Tomaschko, bestehend aus den ehemaligen Gralglasleuten Erich Spannbauer, Walter Kurz und Franz Laufer machte sich an Werk. In wechselnder Besetzung legten weitere Helfer mit Hand an; hier sei stellvertretend Josef Bonita, ein ehemaliger portugiesischer Mitarbeiter von Gralglas, genannt. Als besonderer Höhepunkt konnte im September 1994 in der thüringischen Glasmacherstadt Lauscha ein Glasschmelzofen abgeholt werden. Mit einer festlichen Veranstaltung eröffnete dann der Dürnauer Bürgermeister Friedrich Buchmaier am 24. März 1995 das Gralglas-Museum Dürnau.

Werdegang der Gral-Glashütte Dürnau

1904
Durch Karl Seyfang Eröffnung einer Kunsthandlung für Gemälde mit Einrahmungswerkstatt in der Markstr. 16 in Göppingen

1918
Gründung der Kunstwerkstätten Seyfang Göppingen. Hergestellt werden Perltaschen und kunsthandwerkliche Erzeugnisse aus Elfenbein, Messing und Edelmetall

1930
Gründung der Gral-Glas-Werkstätten in Göppingen durch Karl Seyfang und Sohn Rolf, ein Betrieb für Glasveredelung von Hohlgläsern durch Schliff und Gravur.

1932
Karl Seyfang und Josef Stadler entwerfen die berühmt gewordenen Kelchglasgarnitur A 50

1939
Errichtung eines Zweigbetriebes im Böhmerwald. Wegen Kriegsbeginn kann die Produktion nicht aufgenommen werden.

1946
Josef Stadler beteiligter Gesellschafter und Designer. Die Lieferanten für Rohgläser in Böhmen und Schlesien sind ausgefallen. Erstellung eines eigenen Glasschmelz ofens in einer stillgelegten Eisengießereihalle der Fa. Schuler in Göppingen durch heimatvertriebene Glasmacher aus Eleonorenhain im Böhmerwald.

1947
250 Mitarbeiter, davon 90% Heimatvertriebene. Es werden Kelche, Becher und andere Gebrauchsgläser sowie Geschenkartikel hergestellt. Im selben Jahr Bau einer zweiten Glashütte in Dürnau.

1950
Im Juli wird in Dürnau der 12-Hafen-Ofen in Betrieb genommen.

1951
Stillegung des reparaturbedürftigen Ofens in Göppingen, doch bleiben Lager und Versand zunächst dort. Gleich zeitig beginnt in Dürnau der Bau der ersten Gralglas-Siedlung; Ausstellung im Landesgewerbeamt Stuttgart, bei der die Erzeugnisse von Gralglas sehr gelobt werden.

1954
In Dürnau und Göppingen zusammen 380 Beschäftigte.

1955
Gesamte Firma in Dürnau mit 400 Mitarbeitern, davon noch 74% Vertriebene. Firmenname jetzt: Gral-Glashütte GmbH, Dürnau Karl Wiedmann wird Hüttenmeister.

1957
Tägliche Produktion 12 - 15 000 Gläser

1959
Übernahme der Glashütte Leichlingen bei Köln durch Pacht

1961
Im November kommen die ersten portugiesischen Gastarbeiter

1962
In Dürnau Einbau einer Transportanlage für den direkten Transport der Werkstücke vom Arbeitsplatz zum Kühlofen

1964
In der Glashütte Leichlingen muss wegen der schlechten räumlichen Verhältnisse der Betrieb eingestellt werden. Das Fertigungsprogramm wird nach Dürnau übernommen.

1966
Seit diesem Jahr gralglas-Sonderausstellungen von Unikaten

1969
Rolf Seyfang erhält das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Am 22. November brennt das Lagergebäude, der Schaden wird auf 700.000 DM geschätzt.

1970
Wiederaufbau des Lager- und Versandgebäudes

1972
Übernahme der Graf Schaffgot´schen Josephinenhütte in Schwäbisch Gmünd

1976/77
Einführung von Bleiglas, Versuche zur Herstellung von spülmaschinenfestem Glas

1978/79
Einbau einer neuen Gemengemischanlage modernster Art. Die hohen Lohnkosten durch die überwiegende Handarbeit zwingen zu Warenpreisen, die von der Auslandskonkurrenz mit Nachahmungen ohne Entwicklungskosten unterboten werden können.

1982
Im März Konkurs und Übergang der Firma an eine Nachfolgegesellschaft, die den Betrieb noch vier Jahre weiter führen kann.

1987
Im Januar erneuter Konkurs. Der letzte Schmelzofen wird gelöscht. Versuche von verschiedenen Unternehmen, die Glasproduktion dauerhaft wieder aufzunehmen, bleiben ohne Erfolg.

1995
Endgültiges Aus. Ein Teil der Firmengebäude wird abgebrochen.